Raum der Stille: freundliche Worte. Beispiel eines Danks an eine Notaufnahme in Berlin
- Petra Schrader
- 11. Jan. 2023
- 4 Min. Lesezeit

Liebe Notaufnahme,
zunächst einmal - ich schreibe Ihnen stellvertretend für ein Kind, das mich darum bittet.
zunächst kurz zu mir (Visitenkarte)
Mein Name ist Petra Schrader, ich bin eine Einzelklarisse, das bedeutet, dass ich so etwas wie ein katholische Nonne bin, allerdings lebe ich eremitisch, ich habe also ein Minikloster, und zwar an einem ehemaligen Marienwallfahrtsort in NRW (58300 Wetter).
Die Aufgabe von mir und meinen Kollegen liegt darin, einfach da zu sein, zu wachen, zu beten, Ausschau zu halten nach Not der Menschen, die uns oft per mail erreicht (ich lebe in Klausur).
Eine meiner Spezialisierungen liegt im Gebet für Rettungsdienst, also Feuerwehr, Hilfsdienste, Notaufnahmen, Polizei, aber auch Transplantationsteams, Hubschrauberrettungen, Technisches Hilfswerk sowie Menschen, die anderen Menschen einfach helfen - allerdings unter schwierigen Bedingungen (wie z.B. auch Höhenretter, DLRG, Bergwacht etc.)
Hier erreichen mich viele Anfragen auch zum Gebet z.B. bei schwierigen Einsätzen, Hochwasser etc. Hier bete ich die Nacht durch für die Einsatzkräfte, die ausrücken müssen - in ganz Deutschland (Marienwallfahrtsorte wirken immer ins ganze Land und darüberhinaus). Wir sind von unserem Charisma her streng nicht-missionarisch, das bedeutet, wir wollen niemanden von irgendwas überzeugen, sondern einfach für Menschen da sein und ihnen wohltuende Momente bereiten - einzelnen Personen und allen Beteiligten einer vielleicht schweren Situation.
Mir selbst ist es ein Anliegen, Diensten wie z.B. der Feuerwehr freundliche Worte zu bringen, die sonst verlorengehen, weil sie meist von den Bürgern unseres Landes
nicht gesagt werden
(oder nicht ausreichend).
Als ehemalige kassenärztlich tätige Psychotherapeutin weiß ich, wie wichtig das ist.
Folgende Geschichte erreicht mich aus Ihrer Klinik, die ich mit Ihnen teilen wollte,- Sie können sie gerne weiterleiten (die Geschichte ist anonymisiert und wird veröffentlicht auf Bitten der Betroffenen, für die ich hier das Wort führe) - auf Ihren Wunsch hin ein
freundliches Wort.
Die Eltern kontaktierten mich per Telefon. Es ging um ein Bild, das ihr Kind gemalt hat, nachdem die Eltern in der Notaufnahme behandelt wurden. So hat es das Kind erlebt. Es war allerdings der Vater, der behandelt wurde, die Mutter war aber dabei. Das Kind ist 7 Jahre alt und ein Mädchen.
Das Mädchen war noch nie in einem Krankenhaus.
Es war selbst nicht körperlich verletzt, aber es musste lange warten.
Was es dort erlebt hat, hat mir dieses Mädchen am Telefon immer wieder lange erzählt, weil es dem Vater zwischendurch sehr schlecht ging.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich dem großen Haus, so nannte das Mädchen es, ein kleines Gedicht schreibe. Ich habe es dem Mädchen dann vorgelesen, wir haben es zusammen vorgetragen vor einer Gebetsblume, und dann konnte das Mädchen das Bild in ein Album tun und es brauchte auch noch eine Namen für die Krankenschwester. Sie wußte nicht, wie die Schwester hieß, wir haben sie Vera genannt.
Das Mädchen möchte mit mir zusammen Vera (stellvertretend für alle Pflegeleute der Notaufnahme Ihres Hauses und Kollegen, natürlich auch Ärzte und alle Teams) danke schön sagen. Sie liest auch (sie kann schon sehr gut lesen) diesen Beitrag. Das Bild aber ist geheim, weil das Mädchen sehr empfindsam ist. Deshalb möchte es das Bild gerne behalten. Es möchte aber auch Vera ganz sanft umarmen. Denn sie hat ihr sehr geholfen in einem sehr schweren Moment.
er hieß
Mano
er hatte
dunkle Haare und hatte
dort wo wir spielten
es war ein Kinderspielplatz genau vor dem Haus sagt die Mutter
eine Schaufel
immer wieder hat er mich verjagt
es war ein Problem für mich denn einmal
hat er mich damit geschlagen
ich habe selten geweint
dort liegt ein Stein den ich danach
dort hingelegt habe
damit habe ich geweint und dem Sand gesagt
hier war ich traurig
dann kam ich in
das große Haus
Papa ging es nicht gut
es war ein Raum mit Stühlen
aber zuwenige Spielzeuge
zum Glück waren wir vorher noch beim Bäcker
ich hatte was mit Erdbeere aber Himbeere wäre auch gegangen
Mama hatte Himbeere
dort war eine Schwester, die ich sah
sie hat auch nach mir geguckt und ich habe ihr
meine Bilder gezeigt
sie wollte das mit der Erdbeere nicht da habe ich es zu Ende gegessen
irgendwann dauert es ganz lang
ich musste immer wieder weinen weil ich nach Hause wollte
es ging aber nicht sagt Mama
dann hatte ich einen Block zum Malen
Anna hat ihn mir gebracht
die Tante war im Auto geblieben am Anfang
ich habe den Stein gemalt
weil ich traurig war
dann habe ich ihn Vera gezeigt
und gesagt:
ich mache immer dann einen Stein
sie sagte: das finde ich super schön
ich sagte: ich kann ihn aber nicht hier lassen
Vera sagte: warum denn nicht
weil es doch nicht mein Zuhause ist
Vera meinte, das wäre kein Problem
man könnte doch das Bild hier liegen lassen bis heute abend und morgen
und dann wäre es doch
hier eingeprägt
ich verstand nicht was das bedeutet
Vera sagte: es heißt
dass du uns das Bild schenkst und dass es
unsichtbar
hier ist auch wenn du nicht mehr da bist
das wollte ich unbedingt
Vera war auch dafür.
sie war sehr lieb und ich
durfte sie auch umarmen kurz
ich habe ihr erklärt, was der Stein bedeutet
wir haben das Bild dann auf den Stuhl neben mir gelegt
dort hat ja keiner gesessen
figa
Vera und ich waren einer Meinung eigentlich
und dann hat Mama gesagt es geht Papa schon besser
der Stein ist dort geblieben
man sieht ihn nicht, aber er ist da sagt Vera
ich hoffe er tröstet andere Kinder
ich mache immer Steine
Vera ist sehr lieb.
Wenn ihr auch mal krank seid, müsst ihr keine Angst haben.
Malt auch einen Stein und sagt:
hier war ich traurig
Dann kommt Vera
und tröstet euch
ich male ihr noch ein Bild.
Der Dank der gesamten Familie dieses Mädchens (der Vater ist wohlauf) möchte ich hiermit ausdrücken und den Dank des Geistes Gottes dazu der sagt: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir selbst. Vielen Dank.
Seien Sie behütet und gesegnet mit allen Ihren Mitgliedern der Dienste in Ihrer gesamten Klinik, denn ALLE wirken daran mit, auch Putzfrauen, Buchhalter, Gärtner, Personalchefs, Köche, Pförtner und Steuerberater, viele andere daran, dass am Ende ganz vorne an der Front jemand soviel Ruhe, Kraft und Herz hat, sich zusätzlich zu seiner Arbeit um ein Kind zu kümmern, dem es nicht äußerlich schlecht geht, sondern das still ist und eher zurückgezogen, und dessen Seele doch sagt: Ich brauche noch etwas mehr als nur eine Mutter denn
ein Kind braucht immer ein Dorf.
.
Schutz, Stärke, Kraft, Vertrauen und Dankbarkeit für die Arbeit des Jahres 2023 sollen in meinem Wort sich wiederfinden das sagt:
Alles Gute im Neuen Jahr.
Herzliche Grüße
Petra Schrader
eremitische Autorin ehemaliger Marienwallfahrtsort Volmarstein
www.petraschrader.de
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