Buch-Leseprobe Buch Teil 12: Naraita, Ankunft in der Edoa.
- Petra Schrader
- 7. Feb. 2023
- 10 Min. Lesezeit

Die Sonne strahlte. In dem kleinen Yachthafen lagen nur noch wenige Boote. Am Horizont glänzten weiße Segel. Abeia sah sich im Hafen um, der sehr leer wirkte. „Schön.. still hier.“ Aryan erklärte: „Im Moment liegt hier eine sehr warme, sanfte Schicht. Der Wind steht auch in einer bestimmten Art und Gestalt. Wer sich gut auskennt, ist jetzt draußen. Allerdings wer sich noch besser auskennt, wartet noch etwas.“ Jinai sah zu einem Segelboot, das am vordersten Steg festgemacht war. Auf dem Deck war eine hochgewachsene Gestalt zu sehen, die einen Spinnacker aufzog. „Oha“, sagte er nur. Aryan ging auf das Boot zu. Abeia spürte eine Welle von Unsicherheit. Die Wärme der intensiven Farben und der freudigen Aufregung legten sich darüber. „Wer... ist das denn.“ Jinai erklärte: „Kiyohara. Nur nebenberuflich adlig. Hauptberuflich gut gelaunt.“ Abeia räusperte sich. Die Angst wuchs nicht. „Das.. ist er? Auf dem Boot?“ „Das ist eines seiner Boote. Boote sind für ihn das, was für Frauen Schuhe sind.“ Abeia hörte den Witz gar nicht. Sie folgte den beiden Noja auf den Steg. Spürte, wie ihr Puls schneller ging. Sah etwas unsicher dem Schiff entgegen, dem sie sich näherten. Sie war froh, dass Aryan Noja vorne ging. Jinai hielt sich neben ihr. Abeia ging langsamer. „Weiß er denn.. wer ich bin?“ Jinai lächelte ruhig. „Natürlich.“ „Aber er erkennt mich jetzt nicht, oder. Weiß er.. wie ich aussehe?“ „Aber ja.“ Abeia spürte plötzliche Hektik. „Was.. muss ich sagen. Ich weiß gar nicht, wie...“ „Du mußt gar nichts machen, das macht alles Aryan. Protokollarisch beginnt sowieso immer der Mann. Er wählt die Protokollstufe, und du kannst ihm einfach folgen. Mach das, was er auch macht. Oder mach das, was du möchtest oder was du gerade tust, es ist ganz egal, Aryan bringt dich jetzt nirgendwohin, wo du aufpassen musst. Du musst eh nicht aufpassen, laß ihn das machen.“ „O...keh.“ Der Mann, der den Spinnacker befestigt hatte, vertaute die Schot. Sah den drei Herankommenden entgegen. Kiyohara Noja kam nach vorne. Aryan lächelte: „Ahoi.“ Der Denei lächelte: „Banause.“ Er sah auf Abeia und lächelte warm: „Was für eine wunderschöne Überraschung.“ Aryan half Abeia über den Steg. „Erbitten Erlaubnis, an Bord zu kommen.“ „Für wen soll die Erlaubnis alles gelten?“ „Schöne Frauen nimmst du ja immer auf.“ „Du bist nur neidisch, weil du kein Boot hast.“ „Ich habe ein Boot.“ „Ja, aber das steht mitten in der Aroka. Im Wald, drei Meilen von jedem Fluß entfernt. Viele Leute finden das sehr seltsam.“ „Du allerdings nicht.“ Die beiden großgewachsenen Männer lächelten sanft. Kiyohara Noja trat heran, und Aryan lächelte noch sanfter: „Kiyohara Ferya Noja, Abeia Richter.“ Abeia sah auf einen der Männer, die sie gemieden hatte. Vor denen sie weggelaufen war. Und jetzt trat er vor sie. Einer der Führenden aus der Familie der Noja, einer Familie, die groß war in Naraita: Wunderbar groß. Erschreckend groß. Abeia sah in ein unglaublich helles und freundliches Gesicht. Humorvoll. Aufmerksam. Ruhig. Lachfalten. Und doch: Noch so ein Schrank. Der Denei gab ihr die Hand, und Abeia nahm sie dankbar. Dann sagte Kiyohara Noja: „Herzlich Willkommen in Naraita. Ich freue mich sehr.“ Abeia begann, obwohl Jinai ihr gerade noch das Gegenteil erklärt hatte: „Etaisse kirate akai nadeterete.“ Der Denei hielt die Hand mit sanfter Wärme. Es tat gut. Auch sein Gesicht wirkte warm. „Keigo ist hier nicht nötig, hier ist die Edera. Ich bin Kiyohara.“ Abeia fühlte sich von der Freundlichkeit wie umhüllt. Eine andere Freundlichkeit als die vertraute, junge Freundlichkeit von Jinai. Auch eine andere Freundlichkeit als die intensive, tiefe, große Zugewandheit eines Aryan Noja. Spielerischer. Freundlich. Gut gelaunt. Und dass er sie duzte, passte irgendwie dazu. Abeia lächelte vorsichtig: „Abeia.“ „Komm zu uns. Vorsicht, Tau.“ Aryan schob den Baum beseite. „Nimmst du uns mit?“ Kiyohara Noja hatte das Segel zur Seite geräumt. „Na klar. Allerdings erwarte ich noch meinen verantwortlichen Linienführer Logistik.“ Aryan sah Ande aus der gegenüberliegenden Bäckerei treten. Kiyohara Noja sah zu Abeia und lächelte ruhig: „Da wird sich jemand freuen.“ Ande Noja ging wieder zurück in die Bäckerei. Abeia war Jinais Blick gefolgt und meinte: „Jetzt... ist er verschreckt.“ „Im Gegenteil.“ Jinai grinste. „Er holt Nachschub, weil er sieht, dass Kiyohara ne Party gibt.“ Abeia räusperte sich: „Vielleicht... störe ich hier möglicherweise.“ Kiyohara lächelte ruhig: „Im Gegenteil. Wo möchtest du hin?“ „Wo.. äh hin?“ „Was für eine schöne Idee, mit dem Boot anzukommen auf die Edoa. Aber wo möchtest du anlanden.“ „Eh..“ Abeia räusperte sich. „Also.. vielleicht nicht gleich zur Todai wenns geht.“ „Umso besser. Müssen wir uns nicht mit den Keayake auseinandersetzen, weil ich keinen Passierschein habe.“ „Ja, die.. können ja streng sein hört man.“ „Ich kann dir was erzählen.“ Abeia musste kichern. „Aber nicht wirklich oder.“ „Nicht wirklich? Die haben mich zweimal vor die Shijoa gebracht, und beim zweiten Mal war ich schon schon Vollrang.“ Abeia guckte erstaunt. „Das is ja gemein.“ „Gut, dass du jetzt hier bist. Wenn ich dich dabei habe, sind sie abgelenkt mit Entzückt-von-dir-sein.“ Kiyohara hatte eine sehr dünne Schwimmweste aus einem Verschlag geholt und war zu Abeia getreten: „Darf ich dich einmal einkleiden.“ Abeia stand schon und ließ sich die Weste anlegen. „Ich.. wir dachten, dass ich.. also der Odenei hatte mich eingeladen, dass ich zu Ihnen.. komme. Also quasi.. zu Ihnen nach Hause. Oder wie sagt man...“ Sie hörte selbst wie das klang. Kiyohara Noja lächelte ruhig: „Es ist uns eine große Freude.“ Er stellte an der Weste eine Gurtstelle um. Abeia sagte: „Ich hoffe, niemand hier glaubt.. ich könne segeln.“ „Das kann Aryan übernehmen. Er verbirgt außerhalb der Aroka notorisch seine Bootsführerfähigkeit. Ich werde ein Video machen.“ Wieder stand Abeia seltsam reglos. Der Mann, der herankam, war hochgewachsen, schlank und dabei athletisch und: einfach groß. Der nächste Schrank. Die Gesichtszüge waren freundlich. Gleichzeitig aufmerksam und ruhig. Kiyohara Noja sagte: „Darf ich vorstellen: Abeia – Ande ist mein Cousin, der unverständlicherweise zu den Akai gegangen ist statt wie es sich gehört zur Iya zu kommen. Er ist aber ein Seeindianer, wir bieten ihm eine artgerechte Freizeit.“ Die Männer grinsten. Abeia war aufgestanden. Auch Ande Noja nahm westlich ihre Hand. Sein Blick war tief warm. Abeia hatte noch lange nicht verstanden, was eine Zirae war. Und wer Ande Noja war. Mit sanfter Stimme sagte er: „Herzlich Willkommen in Naraita. Es ist wunderbar, dass du da bist.“ Er umarmte Aryan seitlich, ohne dass die beiden ein Wort wechselten. Abeia stand still. Sah den warmen Blick. Auch sein Duzen wirkte völlig natürlich. Und damit wich plötzlich etwas von Abeias Brust. Etwas löste sich. „Danke.“ Die Hand war warm. Hatte etwas Beruhigendes. Abeia stand fester auf dem Boden als vorher. „Ich muß mir jetzt.. mal schnell einen Zettel schreiben, was ich auf Amai immer sage, wenn ich jemanden kennenlerne.“ Ande Noja nickte. „Überlaß das dem Protokoll. Bei uns müssen das die mit Bildung übernehmen. Er...“, er legte eine Hand auf Jinais Schulter, „ist da ein Hoffnungsträger. Ohne die Anai-Ränge würden die anderen Familien gar nicht mehr mit uns reden.“ Aryan meinte: „Die reden mit dir?“ Kiyohara neigte sich zu Abeia: „So klingt es, wenn Söhne einer Harada-Dannai über Protokoll tiefstapeln. Ich persönlich kann mir sowas nicht anhören von Leuten, die ihr yaze-Signum mal eben mitgenommen haben, als sie noch in der Ausbildungszeit waren.“ Die beiden Brüder grinsten. Abeia staunte: „Was ist ein yaze-Signum?“ Kiyohara erklärte: „Das ist ein hohes Protokollsignum, das Noja aus gutem Grund eigentlich grundsätzlich verweigert wird. Mit 30 habe ich das erste Mal gegoogelt kann man auch Deno werden ohne yaze-Signum.“ Auflachen. Aryan erklärte nachsichtig: „Und die Antwort war nein.“ Abeia spürte eine zunehmende Leichtigkeit. Die Männer machten es ihr leicht: Es war wie ein Teppich, den sie ausrollten. Keinen roten. Sondern einen sanften und angstfreien. Kiyohara schloß ihre Schwimmweste. Dann sagte er: „Hier ist jedenfalls protokollfreie Zone. Wer Keigo spricht, muss später die Segel falten. Davon bist du natürlich ausgenommen.“ Jetzt mußte Abeia auch mitlächeln. „Warum habe ich eine Schwimmweste und Sie alle nicht?“ Die Männer grinsten.
Jinai verließ das Boot: Er würde den Wagen zurückfahren. Abeia saß vorne am Bug und sah auf das Wasser. Atmete durch. Spürte keine Angst. Das Boot war groß genug und lag sehr ruhig. Links und rechts war genug zum Festhalten. Langsam atmete sie aus. Ande Noja kappte die Leinen. Die Männer setzten sich. Kiyohara Noja saß am Ruder, Ande an der Vorschot. Abeia sah wieder auf das Wasser. Musste sie den Männer erklären, dass sie nicht schwimmen konnte? Was, wenn sie kenterten. Warum kam keine Sorge? Aryan Noja saß Abeia gegenüber am Bug. Saß ruhig: Abeia spürte, was er tat. Ohne dass es erklärt wurde. Er begleitete sie. Er war für sie da. Auf eine zarte und unaufdringliche Art. Die Abeia tief berührte und auch beruhigte. Sie spürte, dass dieser Mann mehr konnte als sie verstand. Wenn sie kenterten, würde er sofort bei ihr sein. Das war offensichtlich. Abeia lehnte sich zurück.
Es war nicht wie im Bilderbuch. Oder wie im Film. Es war echt. Die Küste vor Naraita lag ruhig. Sogar die Wellen schienen ruhig. Abeia verstand nicht, wie gut der Denei segelte. Wie weich er das Schiff stabil hielt. Das tiefe Blau der See, die salzige Brise und das hellere Blau des Himmels bildeten einen ruhenden Kontrast vor dem Anblick der Küste, an der Kiyohara Noja vorbeisegelte: Genau im richtigen Abstand. So, dass das Gucken nicht ermüdend wurde. Dass man nicht Details sah, sondern die gesamte Szene. Die sich nur langsam veränderte. Abeia saß still. Und saß doch anders als im Auto: Näher. Intensiver. Wieviel der Seeduft ausmachte. Ihr Blick ruhte. Und ging doch weit. Sah soviel, wie er verarbeiten konnte. Abeia blickte nicht auf das Meer, sah nicht die Fische, die neben dem Schiff auftauchten. Sah nicht das tiefe Blau, das unglaubliche Weiß. Sah nicht, wie wachsam Kiyohara und Ande Noja waren. Wie genau sie den Horizont und den Himmel im Auge behielten. Abeia hatte keine Ahnung, dass das Schiff einen ungewöhnlich weiten Bogen gezogen hatte – und erst Recht keine Ahnung, was das bedeutete und warum Kiyohara Noja sich dazu entschlossen hatte. Sie sah die Skyline von Aiza, die sie so gut kannte, aus unzähligen Reiseführern, aus Karten, aus Filmen, Fotos, von ihrem ersten Besuch. Näherte sich erneut. Und hatte genug Kraft zum Nähern. Zum ersten Mal ahnte Abeia etwas davon, dass Aryan Noja diese Reise alles andere als zufällig zusammengestellt hatte. Dass er sie seit dem Start des Flugzeugs führte: Hoch aufmerksam. Zugewandt. Einfühlsam. Die Belastungen, Eindrücke und Verarbeitungen genau dosierte. Nähe und Distanz. Verschiedene Sinne. Wie genau er die Grenze von Abeias Ermüdung bereits kannte.
Abeia sah auf die Brücke. Sie war im langsam tiefer stehenden Sonnenlicht klar zu sehen, obwohl sie noch weit entfernt war. Abeia blickte reglos: „Ist das.. die Brücke?“ Aryan Noja nickte: „Dahinten beginnt die Edoa.“ Kiyohara Noja luvte das Schiff an, zog den Ausleger zu sich und sagte: „Jetzt geht’s nach Hause.“ Abeia berührte dieser Satz auf seltsame Art. Angst? Erwartung? Ein ganz leichter Schmerz, der im Kontrast stand zu der intensiv wirkenden Leichtigkeit des Denei. Das Boot wurde schneller. Kiyohara Noja hatte gegen den Wind gedreht. Sein Blick ruhte auf Abeia. Diese hob den Blick und versuchte ein Lächeln. Kiyohara Noja sagte auf eine Weise, die vermutlich nur Kiyohara Noja besaß: „Angst?“ Abeia sah den Denei an. Dann sagte sie: „Ja.“ Der Denei nickte. Dann sagte er: „Keine Sorge. Wir passen auf dich auf.“ Abeia spürte eine tiefe Berührung. Ruhe. Sie atmete aus. „Es tut mir.. leid. Es tut mir so leid, dass ich... so.. ich weiß auch nicht.“ „Du möchtest ein bißchen vorsichtig rangehen. Verborgener. Ohne großen Auftritt.“ Abeias Miene hellte sich auf. „Ja. Genau.“ Kiyohara luvte das Boot leicht an. Er sagte: „Wir kennen hier alle Schleichwege. Kennen wir alle?“ Er hatte zu Ande gesehen, und dieser sagte: „Wir kennen alle. Und wo es keinen gibt, machen wir einen.“ Die beiden Denei besaß eine unbeschreiblich leichte Ausstrahlung. Es kam keine Angst. Nichts erinnerte an ihren ersten Kontakt mit dem Wissen um Naraita. Keine Panik mehr. Nur noch Staunen. Abeia spürte eine kurze Wärme. Dann sah sie auf die Wasseroberfläche. „Da.. ist eine Boje.“ Kiyohara Noja nickte: „Hier beginnt das sonarüberwachte Sperrgebiet.“ „Warum.. blinken die Bojen?“ „Das sind Sensoren und Sender. Die Bojen registrieren über und unter Wasser Objekte bestimmter Zusammensetzung oder ab einer bestimmten Größe, außerdem messen sie Wasser- und Windbewegungen. Unser Boot hat eine Kennung, die wird jetzt über die Boje eingelesen.“ „Und.. dürfen wir hier durch?“ „Wir dürfen. Aber man sieht uns. Und wer diese Boje passiert, bekommt eh gleich ne Akte angelegt. Siehst du davorne? Wenn die möchten, sind die in 20 Sekunden hier.“ Abeia wunderte sich. „Wer.. sieht uns denn?“ Ande Noja grinste: „Die ehrenwerten Kollegen der Iya. Wenn die Bojen silberne Linien haben, die stehen nah am Ufer, sind es die ehrenwerten Kollegen der Keayake. Gefährlich ehrenwert.“ Abeia lächelte. „Gefährlich?“ „Silberne Linien“, Aryan Noja lehnte sich ganz leicht nach außen, um das Boot gerade zu halten, „sind vielfältig sinnvoll.“ Abeia sah auf die Bojen, an denen sie vorbeifuhren. Unwillkürlich musste sie an das Küchengebäude der Botschaft von Berlin denken, durch das sie zum ersten Mal die Botschaft betreten hatte. Durch ein überwachtes Tor. Mit einem Kuchen in den Händen. War sie damals wirklich bemerkt worden? Sie sagte: „Erfährt.. jetzt irgendwer, dass ich hier durchfahre? Also ich könnte mich ja hinters Segel ducken oder so. Falls das hilfreich ist.“ Sie lächelte. Auch die Männer lächelten. Kiyohara Noja erklärte: „Das ist eine sehr gut bewachte Grenze. Aber keine Sorge, du wirst hier kein Interesse auf dich ziehen.“ Abeia räusperte sich. Sie sah, dass ein Boot etwas näher kam und setzte sich doch etwas aufrechter. „Genauer besehen habe ich ja.. nicht mal Papiere, die ich vorzeigen könnte. Kein Edoa-Visum. Nur einen deutschen Paß, ob die das toll finden.“ Wieder Lächeln. Kiyohara luvte das Boot wieder leicht an. Das andere Boot kam weiter näher. Kiyohara Noja sah zu Aryan und sagte: „Bei uns gibt’s Leute, da glaubt man nicht, zu was die alles Zugang haben und was die alles so einstellen können. Oder verbergen.“ Ande Noja sagte leise: „Die Keayake sind komische Leute. Niemand mag sie. Wenn du mal Normale brauchst, kommst du uns besuchen. Ariba 40, in der Hauptwache an der Gada. Bei uns gibt’s nur Nette.“ Abeia mußte lächeln. „Und ich habe gehört, die Keayake seien sehr geliebt und bewundert.“ „Wer hat das gesagt.“ Kiyohara meinte: „Fahr ruhig an die Gada. Aber park da ja nicht falsch, sonst bekommst du beim Knöllchen einen Zuschlag, weil der Wagen eine Edoa-Plakette hat.“ Ande erklärte: „Kiyohara tut immer so, als sei er ein Freigeist gegen die Ordnungsbehörden. Aber wehe, ich fahre in einem Schiffkskanal zwei Knoten zu schnell.“ Kiyohara hob gespielt die Brauen. „Den Zuschlag kannst du gar nicht bezahlen.“ Die drei Denei grinsten. Abeia spürte, dass sie sich wohlfühlte. Die Denei nahmen sich nicht ernst. Wirkten leicht und völlig normal. Um das Boot herum tauchten weitere Bojen auf. Kiyohara Noja navigierte weich. Die Küste kam jetzt schnell näher. Abeia sah auf den Landstrich, der hinter der Brücke lag. Sah Wald und eine weiße Küste. Lichter blitzten auf. Das Boot hatte abgedreht. Doch vor der Küste fuhren weitere Boote. „Da sind noch mehr.“ Kiyohara hatte gute Laune. „Ehrenwerte Kollegen.“ „Das auch?“ „Gerade das.“ „Werden wir jetzt... kontrolliert?“ Ande meinte: „Schon passiert. Bemerke den Unterschied zwischen der Iya und den Keayake: Die Iya kontrolliert uns jetzt nicht persönlich, weil ihr Deno an Bord ist. Die Keayake würden uns erst recht persönlich kontrollieren, weil ihr Deno an Bord ist.“ Die Männer grinsten.
Es war ein Traum. Ein Traum. Der Wechsel vom offenen Meer, der salzigen Luft, der weißen Küste zu einer wunderbaren Welt aus sanftem Licht, glattem Wasser, Schilf, Seerosen. Weite und gleichzeitig Sanftheit. Das Wasser war klar wie in einem Gebirgsbach. Fische. Lang gezogene, bewachsene Uferlandschaften. Schildkröten. Abeia war sprachlos. Sah nur noch auf das Wasser. Die Geräusche hatten sich völlig verändert: Vögel. Frösche. Reiher. Nie zuvor hatte Abeia einen riesigen und so lebendigen See gesehen. Mehrere Ruderboote und in Ufernähe auch Luftmatratzen zogen vorbei. Dann sah Abeia die Residenz der Noja.
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