Weist niemanden ab: Jeder ist ein Puzzleteil oder - wer die gelbe Blume findet.
- Petra Schrader
- 10. März 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Juli 2023





Die Kinder liefen zu Aryan und Nejae, die mit Christine, Christopher, Abeia, Jinai und Taizetano auf der Veranda saßen. „Kommt das Baby?“ „Können wir dabei sein?“ „Können wir es sehen?“ Nejae nahm ihre Söhne vor sich und erklärte: „Die Wehen haben begonnen, aber es wird noch ein bißchen dauern, bis das Baby kommt. Wie lange es dauert, wissen wir nicht. Es kann auch heute abend sein oder heute nacht.“ „Warum ist ein Auto gekommen?“ „Es ist ein Auto der Keayake, sie haben Mychea Ryozan von dort, wo der Helikopter gelandet ist hierhin gebracht. Er wird bei Vjeya und Ande sein und die Geburt mit begleiten.“ Ajesa war währenddessen neben ihren Vater getreten und schaute ihn besorgt an: „Es tut ihr aber weh. Sie hat so am Baum gelehnt vorhin und es tat ihr weh.“ Aryan nahm sie auf seinen Schoß. „Wenn ein Baby kommt, dann hilft der Körper dabei, die Muskeln ziehen sich sehr stark zusammen. Das tut weh. Aber es ist nicht gefährlich. Und Vyeia kann es gut aushalten.“ „Was ist, wenn sie es nicht aushält?“ „Dann helfen Mychea und Ande ihr. Und wenn sie es möchte, komme ich sofort zu ihr und gebe ihr ein Schmerzmittel.“ Ajesa war beruhigt. „Mychea ist sehr lieb.“ „Das ist er.“ Ajesa sah zu ihrer Mutter. „Kann ich ihr eine Blume pflücken?“ „Ja, natürlich. Möchtest du?“ Ajesa nickte. „Eine gelbe.“ „Okay“, Nejae lächelte, „dann schau ob du im Garten eine findest.“ „Ich weiß schon wo.“ Christine sah dem Mädchen gerührt nach. Auch Taizetano schaute berührt. „Sie ist so wunderbar“, sagte er leise. Die Erwachsenen schauten still, wie Ajesa fast bis an die Grenze des Zaunes lief, erstaunlich weit weg von der Veranda. Daia hatte ruckartig den Kopf gehoben. Die große Wachhündin behielt das kleine Mädchen wachsam im Auge. Sie sah zu Nendo, der als Leithund etwas weiter entfernt saß. Als Ajesa immer weiter weg lief, gab Nendo einen Laut von sich. Sofort erhob Mesho sich und setzte ihr in weichen, lautlosen, eleganten Sätzen hinterher: Deutlich sah man jetzt, dass er ein Raubtier war. Ajesa verschwand fast in einem Busch. Mesho war bereits bei ihr. Legte sich ruhig neben sie. Sie kam zurück, streichelte ihn liebevoll, und er knuffte sie in die Seite, eine typisch zärtliche Geste, mit der Tae ihre Welpen zur Ordnung riefen. Ajesa lief zurück, Mesho eng hinter ihr her laufend, und trug eine kleine Blume, die gelb-orange leuchtete. Nejae empfing sie. „Oh, die ist aber wunderschön.“ Aryan sah auf die Blume. Sein Blick wirkte still. Dann sagte er: „Zeig sie mir mal.“ Ajesa lief zu ihm. Aryan nahm die Blume und sagte warm: „Schau, was du da gefunden hast.“ Ajesa sagte: „Sie ist für Vjeya.“ Aryan nahm seine Tochter wieder auf den Schoß. Man spürte seine Zärtlichkeit. „Ja, du hast ganz Recht. Das ist eine Gysea. Es wundert mich, dass schon eine blüht. Normalerweise blühen sie erst frühestens in einem Monat. Sie ist die stärkste Heilpflanze für Geburten, die es in der Aroka gibt. Ande hat sicherlich auch welche mitgebracht, aber nur getrocknet, vom letzten Jahr. Frisch sind sie aber viel stärker.“ Die Erwachsenen staunten. Ajesa staunte nicht. Für sie war es das Natürlichste der Welt: „Dann ist sie für Vjeya gekommen.“ Aryan strich über Ajesas Kopf und sagte: „Ja. Das wird ihr sehr guttun. Sollen wir sie zusammen zubereiten?“ „Wie geht das?“ „Wir pressen sie in ein Tuch mit viel Aloe Vera und etwas Wacholder. Das machen wir jetzt sofort, denn in einer Stunde hat sie schon ihre Hauptkraft verloren.“ Ajesa nickte.

Aryan wickelte an der Küchenanrichte die Stoffbinde, und Ajesa strich die Paste glatt. Dann sagte Aryan: „Möchtest du es ihr bringen?“ Ajesa flüsterte: „Aber ich darf nicht zu ihr.“ Aryan nickte und nahm seine Tochter auf den Arm. „Wir gehen zusammen. Nimmst du den Wickel.“ Aryan ging mit der Vierjährigen auf dem Arm bis zu Vyeias Zimmer. Leise klopfte er an die Tür. Vyeia rief: „Akare.“ Aryan öffnete die Tür. Vyeia lag im Bett und war zur Seite gelagert. Ande saß neben ihr und hielt sie. Mychea Ryozan stand am hinteren Tisch und hatte einen kleinen Koffer geöffnet. Ein größerer Koffer stand vor dem Schrank. Sonst war das Zimmer geräumig und ruhig. Aryan sagte: „Ajesa möchte dir etwas bringen. Darf sie?“ Vyeia lächelte. „Natürlich. Komm her Schatz.“ Aryan ließ das Mädchen auf den Boden, und Ajesa lief an das Lager der Kreißenden. Sie bewegte sich ganz vorsichtig und leise. Sah, dass Vyeia wieder in eine Wehe ging. Ganz ruhig blieb sie stehen. Vyeia sah Ajesa lächelnd an und atmete: „Das ist nur eine Wehe, es ist nichts Schlimmes.“ Aryan öffnete den Wickel. „Ajesa hat eine Gysea gefunden, die schon blüht. Wir haben sie dir zubereitet.“ Als Aryan den Wickel öffnete, duftete es sofort nach Honig. Mychea Ryozan sah warm auf Ajesa. Diese lief zu ihm, um ihn zu begrüßen. Mychea nahm das kleine Mädchen hoch und bekam einen zarten Begrüßungskuss. „Hallo Prinzessin.“ Abeia umarmte den Dannao der Ryzoan. Dieser sagte: „Du hast eine Gyseablüte gefunden?“ „Sie ist für Vjeya.“ „Das hast du sehr gut gemacht.“ Er ließ sie herunter, und Ajesa lief wieder zu Vjeya zurück. Angesichts der schmerzenden Mutter wurde Ajesa ganz zart. Ande nahm sie neben sich, und Ajesa legte ihre kleine, zarte Hand behutsam auf Vyeias Bauch. Die Wehe klang ab. Vyeia drehte sich etwas herum. „Es ist schön, dass du mich besuchen kommst.“ „Die Blume ist für dich. Papa hat gesagt, wir machen sie in einen Wickel. Der Wickel ist auch für dich.“ Vyeia lächelte dankbar. „Ich danke dir Liebes.“ Ajesa sah zu Ande. „Kannst du ihr den Wickel geben?“ Ande hatte sich ans Fußende gesetzt und lächelte sanft. „Du kannst es auch machen. Es ist wunderbar, dass du uns eine frische Gysea bringst. Der Wickel wird am besten an die Füße gelegt. Hier um den Knöchel.“ Ajesa gehorchte. Ganz sanft legte sie den Wickel an die Stelle, die Ande ihr zeigte. Dann kroch die Vierjährige einfach neben Vyeia, legte sich neben sie und umarmte sie zart. Die Männer saßen und standen still. Vyeia nahm das Kind an sich und schloß die Augen.



Wasser ist ein Raum. Er nimmt Informationen auf und kann sie speichern. Noja: Ich bin eine Wasserperle und
mein Name ist
Ajesa Noja.
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